Klangbeispiel:
18,00 €

MVB 62: James Hook: Arie „Hark ’Tis the Lark“

Die Arie ist ein seltenes Dokument für die Besetzung einer Singstimme (Sopran oder Tenor) mit Begleitung eines Flageolets und B.c. In der Originaltonart B-Dur eignet sich die Stimme des Flageolets bestens für die Ausführung auf einer Sopranblockflöte in C. Herausgeber ist Nikolaj Tarasov, der auch das Vorwort mit wichtigen Informationen über das Flageolet schrieb.
nach oben zurück zur Übersicht „Verschiedene Besetzungen"
Vorwort
James Hook (*1746 in Norwich, †1827 in Boulogne) spielte als Wunderkind schon mit 4 Jahren Spinett, mit 6 Jahren gab er bereits öffentliche Konzerte. Hook hatte u.a. Unterricht bei Charles Burney, einem der bedeutendsten Musikgelehrten Englands jener Zeit. Burney wohnte damals in King‘s Lynn (Norfolk) und hatte seine beiden „Musikalischen Reisen“ nach dem europäischen Festland noch nicht unternommen. Als Elfjähriger verlor Hook seinen Vater und beschloss, sich seinen Lebensunterhalt mit Musik zu verdienen: er spielte zahlreiche Konzerte, schrieb Kompositionen und unterrichtete Gitarre, Klavier, Violine und Querflöte. Mit 17 Jahren kam er nach London - etwa zur gleichen Zeit wie Joh. Christian Bach, der bald ein Vorbild für ihn wurde. In London fand Hook schnell Arbeit als Pianist in den zahlreichen vornehmen Tee- und Kaffeehäusern. Bereits hier wie auch anschließend als Organist in „Marylebone Gardens“ zeigte sich seinTalent als Komponist und Interpret auf dem Gebiet der gehobenen Unterhaltungsmusik. Sein Erfolg war so groß, dass man ihn 1774 als Organist und Komponist nach Vauxhall, dem berühmtesten aller Londoner Vergnügungsparks, berief. Dort wirkte er fast ein halbes Jahrhundert bis ins hohe Alter.

Als Komponist war er äusserst fruchtbar. Neben seiner Klavierschule „Guida di Musica“ beinhalten seine sehr zahlreichen Kompositionen Werke fast sämtlicher musikalischer Genres: Instrumentalsoli, Duette, Trios, Klavierwerke mit und ohne Begleitung, Sinfonische Werke, Konzerte, (fast 2500) Lieder, mehrstimmige Gesänge, Dramatische Werke, ja sogar ein Oratorium.

Für seine Konzertreihe in Vauxhall Gardens schrieb Hook eine Vielzahl musikalischer Werke von auffallend gefälligem Charakter, welche für die bürgerlichen Musikliebhaber in reduzierter Besetzung gedruckt wurden. Eines davon ist seine Sopranarie „Hark 'Tis the Lark“ mit obligater Flageolettpartie, welche in der British Library erhalten geblieben ist und nun erstmals in einer Neuausgabe zugänglich gemacht wird. Das Werk bezieht sich auf eine barocke Tradition von Stücken über imitierende Vogelgesänge - in diesem Fall auf eine Lerche. Das Tirilieren obliegt naturgemäß einer kleinen, hohen Block- oder Querflöte. Hier ist ein Blockflöteninstrument gemeint, das Flageolett, welches sich lediglich durch die Griffweise von den Barockflöten unterscheidet. Dieses Instrument existierte zunächst parallel zur Blockflöte, löste diese aber dann seines kräftigeren und ausgeglicheneren Klanges wegen im Verlauf des 19. Jahrhundert ab. Flageolette gibt es in recht vielfältigen Formen. Welches für unsere Komposition in Frage kommt, lässt sich nicht eindeutig bestimmen, da die Drucklegung der Musik in eine Zeit des instrumentalen Umbruchs fällt, wo noch alle blockflötenartigen neuen und alten Modelle gespielt worden sein dürften.

Die Komposition muss vor 1805 geschrieben worden sein, da die Widmungsträgerin noch als „Fräulein“ Fanny Howells tituliert wird. Das Verlagshaus Bland & Weller’s ist seit 1792 bekannt. Folglich wäre ein Entstehungsdatum um die Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich und verleiht der Musik einen zusätzlichen stilistischen Anreiz im Bezug aufs zu Ende gehende Blockflötenrepertoire in der Alten Musik. Im Originaldruck ist die Flötenstimme in Klangnotation wiedergegeben. Für die Wiedergabe auf einer heute gängigen Sopranblockflöte wurde die Stimme entsprechend notiert. Jedoch ist auch eine Wiedergabe auf einer anderen Flöte, etwa einer Altblockflöte, in entsprechender Oktavversetzung denkbar. Die Begleitpassagen wurden im Sinne eines bezifferten Basses harmonisiert.
Nikolaj Tarasov, im Frühjahr 2001.
Preface
James Hook (* 1746 in Norwich, † 1827 in Boulogne) played as a child prodigy the spinet at the age of 4, by the age of 6 he already gave public concerts. Hook was taught among others by Charles Burney, one of the most important scholars of music in England at that time. Burney used to live in King‘s Lynn (Norfolk) then and had not yet made both his “musical journeys” to the European Continent. As an eleven-year old boy Hook lost his father and decided to earn his living with music: he played in numerous concerts, wrote compositions and gave lessons in guitar, piano, violin, and flute. At the age of 17, he came to London - at about the same time as Johann Christian Bach did, who soon became a model for Hook. In London, Hook quickly found a job as a pianist in the numerous fashionable tea-houses and cafés. Here already and later as organist in “Marylebone Gardens” his talent as a composer and interpreter in the field of sophisticated light music was obvious. His success was so great, that, in 1774 he was called as organist and composer to Vauxhall, the most famous amusement park of all in London. There he worked for almost half a century.

James Hook was an extremely productive composer. Besides his piano-method “Guida di Musica” his numerous compositions include works of almost all musical genres: there are instrumental solos, duets, trios, pieces for piano with and without accompaniment, symphonic pieces, concertos, (almost 2500) songs, part-songs, dramatic pieces, even an oratorio.

For his concert series in the Vauxhall Gardens Hook wrote a number of musical works of a very pleasing nature. They were published for amateur music lovers in an edition of simpler instrumentation. One such piece is the soprano aria “Hark 'Tis the Lark” with obligato flageolet part which is preserved in the British Library and is available now for the first time in a new edition. The work uses the much employed technique of imitating bird calls, in this case that of the Lark. Usually the tirilier is imitated by a high recorder or traverse flute. In this case the flageolet, a small recorder is meant to be used; only the fingering system sets it apart from the Baroque recorder. The instrument existed parallel to the recorder which it later replaced in the course of the 19th century due to its stronger and more balanced sound. The flageolet exists in many different forms. It is difficult to say exactly which one is meant for this composition because it was composed at a time when it was popular to play with either the old or the new instruments.

The composition must have been written before 1805 since it was dedicated to still “miss” Fanny Howells. The publisher Bland & Weller's is known since 1792. Therefore the work must have been written at the turn of the 19th century and gives it the added stylistic attraction of ending the baroque recorder literature in the old music. In the original edition the flute part is written at concert pitch. For the performance on a modern soprano recorder the part was duely notated. However, performance on a alto recorder is possible in the appropriate octave transposition. The accompanying passages were harmonized with a figured bass in mind.
Nikolaj Tarasov, spring 2001.
nach oben zurück zur Übersicht „Verschiedene Besetzungen"