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MVB 15: Johannes Bornmann: „Magisches Quadrat“

Das „Magische Quadrat“ ist die Basis für Improvisationen mit neuen Spieltechniken, deren technische Schwierigkeiten die Spieler selbst bestimmen können. Sämtliche Aktionssymbole sind gut verständlich erklärt. Eine variable Besetzung ist möglich von einem bis zu sieben Spielern.
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Vorwort
Melodie, Harmonie, Rhythmus

Die drei Komponenten der Musik - Melodie, Harmonie und Rhythmus - erfahren in ihrer schwerpunktmäßigen Wirkung auf die Gesamtheit des Menschen eine Entsprechung in dessen Dreigliederung:

Die Melodie entspricht dem Denken; sie steigt in den Kopf. Die Harmonie entspricht dem Fühlen; sie gehört zum Herz, zum Brustbereich und wird mit der Herzensempfindung erlebt. Der Rhythmus entspricht dem Wollen oder Tun; er fährt in die Gliedmaßen.

In der klingenden Musik erscheinen diese Komponenten nicht isoliert, sondern durchdringen sich. Dennoch dominiert die eine zeitweilig über die andere oder tritt in den Hintergrund.

Dabei ist die Harmonie das Herz alles Musikalischen. Sie verbindet und durchdringt das Melodische und das Rhythmische.

Mit jedem erklingenden Melos ist auch Harmonie verbunden, denn in dem Augenblick, in dem zwei Töne einander gegenüber treten und sich zu einem Intervall verbinden, entsteht bereits ein harmonisches Spannungsfeld.

Der Zusammenhang des Rhythmus mit der Harmonie leitet sich aus der Urbedeutung des Begriffs „Rhythmus“ ab. Unter „Rhythmus“ verstanden die Griechen „Gleichmaß, geregelte Bewegung“. Unter „Rhythmus“ ist demnach eine Harmonie, ein Gleichmaß im zeitlichen Bewegungsstrom zu verstehen, ein Geordnetes, das sich einem Ungeordneten gegenüber stellt. Der gegliederte Kosmos im Gegensatz zum ungegliederten Chaos zeigt „geregelte Bewegung“. Rhythmus ist also eine Harmonie in der Zeit und ohne eine Form nicht denkbar.

So, wie die Harmonie das Herz alles Musikalischen ist, so empfinden wir die Musik über den Bereich unseres Herzens, dem Bereich des Fühlens und Empfindens. Hören wir Musik, in der hauptsächlich das Melodische dominiert, dann bleibt ein Ausdruck der Empfindung, der mehr im Kopf erlebt wird. Hören wir Musik, in der das Rhythmische im Vordergrund steht, zieht die Empfindung mehr in die Gliedmaßen.

Ein Musikstück mit einem Gleichgewicht zwischen den beiden Polen Melodie und Rhythmus spricht den Menschen in seiner Gesamtheit, im gesunden harmonischen Ausgleich an.

Magisches Quadrat

Im „Magischen Quadrat“ befinden sich 16 Felder:

- 4 Felder mit Elementen, bei deren Erklingen das Melodische dominieren soll (M),
- 4 Felder haben Elemente mit dem Harmonischen in seiner Gesamtheit im Vordergrund (H),
- 4 Felder beinhalten in erster Linie rhythmisch geprägte Elemente (R),
- 4 Pausenfelder (P) geben Spielern und Hörern eine Möglichkeit zum eigenen Nachklingen.

Es sind beliebige Reihen zu bilden, wobei in jeder Reihe jedes der vier Elemente (M, H, R, P) genau einmal erscheint, d.h. in jeder Reihe wird der gesamte Mensch angesprochen und kann resonieren. Während einer Aufführung muss jedes der 16 Felder mindestens einmal erklingen, mindesten vier Reihen sind also zu bilden. Alle Übergänge sind fließend.

Notation und Griffangaben beziehen sich auf die Altblockflöte. Vorzeichen gelten nur für den folgenden Ton. Das notierte Material jedes Elements ist lediglich Grundlage für eine Improvisation. Es kann beliebig transponiert (also auch auf anderen Blockflöten gespielt), wiederholt oder einer Metamorphose unterzogen werden. Die Funktion eines Elements innerhalb der Reihe muss jedoch bewahrt bleiben. Ebenso ist auf eine gesunde Relation zwischen den vier Elementen einer Reihe zu achten.

Bei mehreren Spielern bildet jeder Einzelne die beschriebenen Reihen. Die Einsätze können zugleich oder auch nach und nach erfolgen. Ein gemeinsamer Schluss empfiehlt sich allerdings. Eine Absprache bezüglich der Spielzeit pro Element oder der Reihenbildung ist daher möglich und sinnvoll.

Gerade bei mehreren Spielern ist unbedingt ein hektischer Gesamteindruck zu vermeiden. Zeit und entspannte Ruhe sollen den Vortrag prägen.
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