Klangbeispiel:
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MVB 94: G. Ph. Telemann: Ouvertüre der Konzertsuite F-Dur für Blfl.-Qu. (AATB), B.c. ad. lib.

Die autographe Partitur (original in Es-Dur) dieser reizvollen Komposition bezeichnet die erste Stimme mit „Flûte Pastorelle“, ein Instrument, über das sich die Wissenschaft allerdings im Unklaren ist. Edgar Hunt fragt, ob es sich denn dabei überhaupt um eine Blockflöte handele, sondern nicht vielmehr um ein Panflöte. Tatsächlich ist die Flötenstimme in der vorliegenden Ouvertüre technisch wenig anspruchsvoll und bedient sich ausschließlich des leitereigenen Tonvorrats. Auch der für Telemannsch untypische kleine Ambitus begründet Hunts Vermutung, die „Flûte Pastorelle“ - wörtlich ja: die Hirtenflöte - sei die Flöte des Hirtengottes Pan, also die Panflöte. Durch die weitgehend tiefe Lage der Solostimme bietet sich auch eine Ausführung auf einer Sopraninoblockflöte in f‘‘ an. Die Ouvertüre klingt mit einem reinen Blockflöten-Quartett ausgezeichnet, mit Basso continuo aber noch schöner. Ein komplettes Faksimile der Partitur liegt der Ausgabe bei.
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Nachwort
Die autographe Partitur der Suite wird auf vier Blättern in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt - Musikabteilung aufbewahrt (Signatur: Mus.ms. 1034/14). Eine Generalbassbezifferung existiert nicht. Einzelstimmen sind nicht vorhanden.

Die Originaltonart ist Es-Dur. Bezeichnet ist lediglich die erste Stimme mit „Flûte Pastorelle“, ein Instrument, über das sich die Wissenschaft allerdings im Unklaren ist. Eine „Flûte Pastorelle“, so stellt Erich Benedikt (in Tibia 3/1986, S. 168ff) dar, wurde sowohl von Adolph Carl Kunzen (1720-1781) als auch von Telemann in mindesten zwei weiteren seiner Werke gefordert. Auffallend sei, dass sie überall nur tonleitereigene Töne spiele, so dass Kunzen Edgar Hunt zitiert, der mit Hinweis auf die rein diatonische Verwendung fragt, ob es sich denn bei der „Flûte Pastorelle“ überhaupt um eine Blockflöte handele, sondern nicht vielmehr um ein Panflöte. In Berufung auf diese Aussage setzt „The New Grove Dictionary of Musical Instruments“ kurzerhand die „Flûte Pastorelle“ mit der Panflöte gleich. Tatsächlich mag ja hier das Naheliegendste auch das Richtige sein, nämlich, dass die „Flûte Pastorelle“ - wörtlich ja: die Hirtenflöte - die Flöte des Hirtengottes Pan ist, also die Panflöte. Zumindest würde sie gut für die vorliegende Telemannsche Ouvertüre passen, in der die Begleitungen während der Flötensoli äußerst dünn sind, was dem geringen Durchdringen des Tons einer Panflöte entgegenkommt.

Im Gegensatz zu vielen andern Kompositionen für Blockflöte und Streicher, in denen Telemann die Blockflöte teils höchst virtuos einsetzt, ist die Flötenstimme in der vorliegenden Ouvertüre technisch wenig anspruchsvoll und bedient sich, wie schon erwähnt, ausschließlich des leitereigenen Tonvorrats. Ihr Tonumfang reicht (in unserer transponierten Fassung) lediglich von g’’ bis d’’’. Darüber hinaus bewegt sich die Flötenstimme - für Telemann ebenso untypisch - weitgehend in tiefer Lage, so dass sich auch eine Ausführung auf einer Sopraninoblockflöte in f’’ oder eben auf einer Panflöte anbietet. In den anderen Sätzen der Suite ist der Umfang der Flötenstimme sogar in der Höhe noch um einen Ton kleiner.

Die Suite besteht aus einer Ouvertüre sowie einer Folge von Tanzsätzen. Bereits in der Partitur nimmt der erste Satz fast die Hälfte des Raums der gesamten Suite ein, was seine Bedeutung unterstreicht. Telemann gab seiner Orchestersuite keine besondere Überschrift, sondern überschrieb sie dem damaligen Gebrauch entsprechend einfach mit „Ouverture“, dem Titel des Eingangssatzes.

Der Aufbau der Ouvertüre folgt dem Muster der französischen Ouvertüre mit ihrer typischen dreiteiligen Form:

• feierliche, gravitätische Einleitung mit punktierten Rhythmen,
• schneller, fugierter Mittelteil mit konzertanten Passagen,
• Schlussteil mit einer Anlehnung an den Einleitungsteil.

Der einleitenden Ouvertüre folgen die Sätze Menuett 1 und 2, Sarabande, Bourrée 1 und 2, Passepied, Gavotte und Gigue. Wenngleich diese Sätze nette musikalische Ideen enthalten, fallen diese Tanzsätze doch deutlich gegenüber der Ouvertüre ab. So halte ich es für sinnvoll und ausreichend, ein Arrangement nur
des Einleitungssatzes vorzulegen.

Nach der Transposition von Es-Dur nach F-Dur konnte die Flötenstimme unverändert übernommen werden. Der Bass wurde an wenigen Stellen oktaviert, bei denen die nach oben oktavierende Bassblockflöte in der ursprünglichen Stimmführung die Mittelstimmen überschreiten würde. Bei den Innenstimmen waren einige Stimmtausche nötig, hier vor allem, um eine klangschöne und intonationssichere Lage auf der Blockflöte zu bekommen.

Sämtliche dynamischen Ergänzungen („piano“ und „forte“) sind Vorschläge des Herausgebers, ebenso wurden die Angaben „tutti“ und „solo“ hinzugefügt, die darum in eckigen Klammern stehen. Die Bezeichnungen Grave, Allegro und Lento fehlen in der autographen Partitur ganz
.
Epilogue
The autographic score of the suites on four sheets is kept filed at the „Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt“ in the Department of Music (signature: Mus.ms. 1034/14.) The basso continuo figures do not exist, as do not the individual voices.

The original key is E flat major. Merely the first instrumental part is signified as “Flûte Pastorelle”, an instrument which music scholarship admittedly cannot clearly define. The “Flûte Pastorelle”, referring to Erich Benedikt (in Tibia 3/1986, p. 168ff), was requested both by Adolph Carl Kunzen (1720-1781) and by Telemann in at least two of his further works. Strikingly, this instrument is meant to play only diatonic notes, which leads Kunzen to cite Edgar Hunt, who with regard to the pure diatonic use questions whether the “Flûte Pastorelle” is a recorder at all, or rather panpipes. Referring to this proposition „The New Grove Dictionary of Musical Instruments“ without further ado equates the „Flûte Pastorelle“ with the panpipes. As a matter of fact the most obvious in this case may also be considered the correct, that is to say that the „Flûte Pastorelle“ - literally meaning: shepherd’s flute - being the instrument of Pan, the god of shepherds, resembles panpipes. At least it would suit the existing Telemann Overture, where the accompaniment during flute solos is exceedingly airy, which accommodates the rather less penetrating sound of panpipes.

In contrast to many other compositions for recorder and strings, in which Telemann employs the recorder in a virtuoso manner, the flute part in the existing overture appears technically less demanding and avails itself exclusively of diatonic notes. It ranges in our transposed setting merely from g’’ to d’’’. In addition to this the flute part is located - untypical of Telemann - widely in the deeper register, offering a performance on a sopranino recorder in f’’ or as suggested on panpipes. In the suite’s other movements the range of the flute part is even one note smaller in height.

The suite consists of an overture and some following dance movements. In the score the first movement already occupies nearly half of the suite’s entire space, emphasizing its importance. Telemann gave his suite for orchestra no specific title but rather titled it with the contemporary conventional heading “overture”, the title of the entrance.

The design of his overture follows the pattern of the French overture with its typical three-part structure:
• ceremonial, grave introduction with dotted rhythm,
• fast midsection in fugal style with concert passages,
• final ending with an allusion to the introduction.

The introductory overture is followed by the movements Menuett 1 and 2, Sarabande, Bourrée 1 and 2, Passepied, Gavotte and Gigue. Even though these movements contain enjoyable musical ideas, they appear by far inferior to the overture. I therefore find it reasonable and sufficient to provide an arrangement that merely consists of the introductory movement.

After the transposition from E flat major to F major the flute part could be implemented unaltered. The bass has been added some octaves at positions where in the original voice-leading the upwards octaving bass recorder would exceed the middle parts. Concerning the inner parts some voice changes were necessary, especially to preserve the tonal beauty and to ensure the intonation of the recorder.

All dynamic additions (“piano” and “forte”) are suggestions by the editor. Also the specifications “tutti” and “solo” were added and therefore appear in square brackets. Designations like grave, allegro, and lento do not exist in the autographic score.
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