Klangbeispiel:
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MVB 26: Henry Purcell: „Chaconne c-moll“

Purcells „Chaconne c-moll“ „Two in one upon a Ground“ aus seiner Oper „Prophetess, or the History of Dioclesian“. Die Aussetzung des Basses ergab eine dritte Altblockflöten-Stimme, so dass die Chaconne hier in einer Fassung für 3 Altblockflöten und Bassblockflöte vorliegt. Mit komplettem 4 seitigen Faksimile.
Aufnahme Mai 1990, Festival de Música Antigua de Barcelona. Es spielen: Walter van Hauwe, Robert Ehrlich, Josep Maria Saperas (recorders), Richard Egarr (Harpsichord), Mark Levy (Gamba).
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Vorwort
Nachdem in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts religiöse und politische Wirren der Puritaner das kulturelle Leben Englands erlahmen ließen, wurden mit der Wiederkehr eines Monarchen aus dem Hause Stuart die kulturellen Pforten zum Kontinent geöffnet. Karl II, der damals 30jährige Sohn des von Oliver CRomwell hingerichteten Karl I, wurde aus dem französischen Exil bei seinem vetter Ludwig XIV, dem „Sonnenkönig“ geholt und vom Parlament als Herrscher eingesetzt. Karls Erlebnisse am Versailler Hof hatten nicht nur die gesellschaftspolitischen, sondern auch die sittlichen und kulturellen Vorstellungen des neuen, lebenslustigen und wohl recht sinnlich veranlagten Königs geprägt. Musikalische Unterhaltungsformen, die er auf dem Festland kennen gelernt hatte, sollten nun auch am englischen Hof eingeführt werden. Erstklassige Musiker und Komponisten wurden zu diesem Zweck in den königlichen Dienst berufen: u.a. Henry Cooke, John Blow, Matthew Locke, Pelham Humfrey und - etwas später - Henry Purcell.

Pelham Humfrey wurde gar im Auftrag seiner Majestät zu musikalischen Studien nach Frankreich und Italien geschickt und prägte nach seiner Rückkehr den gesamten höfischen Musikstil, insbesondere aber auch die Musik seines Meisterschülers Henry Purcell (1659-1695). Die Kompositionen Purcells bildeten in den wenigen Jahren seines Schaffens einen Höhepunkt der frühen englischen Musik. Es gelang ihm dabei, in seinen Werken den französischen Stil und den venezianischen Einfluss in national-englischer Umprägung zu vereinigen.

Im Vorwort zu seiner 1691 gedruckten Ausgabe von „Prophetess, or the History of Dioclesian“ erklärt Purcell ausdrücklich, dass die Musik Englands nun vom besten Lehrmeister, Italien, lerne; außerdem studiere man die französischen Airs, um die Musik lebhafter und melodischer gestalten zu können ( „… now learning Italian, which is its best Master, and studying a little of the French AIr, to give it somewhat more of Gayety and Fashion.“)

Neben dem Einsatz der meist paarweise geführten Blockflöten als Orchesterinstrumente, um bestimmte Affekte zu erzielen, sind von Henry Purcell nur zwei Instrumentalwerke für Blockflöten erhalten: die Chaconne „Two in one upon a Ground“ und „Three Parts upon a Ground“ - ebenso als Ausgabe für Blockflöten-Quartett im gleichen Verlag erschienen (Edition Nr. 27).

Der 3. Akt von „Prophetess, or the History of Dioclesian“ wird von der vorliegenden Chaconne eröffnet. Die Ausführung des Ground Bass durch ein Melodieinstrument ohne Cembalobegleitung entspricht durchaus der damaligen Praxis. Als Aussetzung des ostinaten Basses hat der Herausgeber eine dritte Melodiestimme für Altblockflöte hinzu gefügt. Die Chaconne kann so in der gleichen Besetzung wie „Three Parts upon a Ground“ aufgeführt werden.

Artikulationsangaben (Bögen) der Handschrift wurden übernommen, sollten aber, als Legatobögen aufgefasst, überdacht werden. Weitere hinzu gefügte Bögen sind durch gepunktete Linien gekennzeichnet.

Offensichtliche Schreibfehler in der Vorlage sind an den im Editionsbericht aufgeführten Stellen berichtigt.
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